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Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Masterstudium; Critical Studies
Betreuung: Sonderegger, Ruth
Ein kritisches Wissens- und Praxisfeld über Männlichkeiten aufspannen | Gemeinsam handeln unter heteronormativitätskritischen Perspektiven, 2015–2016
Abschlussjahr: 2016
Das verbindende Element der zwei Teile des Abschlussprojekts ist Auseinandersetzung mit und die Kritik an heteronormativer Männlichkeit.

Wissenschaftlicher Teil:
These 1: Der dominante Diskursstrang der Forschung über „Männlichkeiten“ ist streng genommen als „Diskurs über heterosexuelle Männlichkeiten XY“ zu bezeichnen. Indem ich seine Entwicklungen und seine Hintergründe nachzeichne, lässt sich der Diskurs als Resouveränisierung (Forster 2006) heterosexueller Cis*Männlichkeit kritisieren, der sich durch eine ignorierende bis abwertende Positionierung gegenüber feministischen und queeren Wissens- und Praxisformen auszeichnet. Dem stelle ich die Vision eines kritischen Forschungsfeldes über Männlichkeiten entgegen, das die Anerkennung aller möglichen vergeschlechtlichten und sexuierten Subjektpositionen zum Ausgangspunkt nimmt gesellschaftlich-transformativ einzugreifen.

These 2: Die Kultur der wissenschaftlichen Objektivität (Daston 2001) ist als spezifische Kultur jener Form der Subjektivierung entstanden, die mit der Ausbildung der kapitalistischen Moderne an den Knotenpunkten der gesellschaftlichen Macht hegemonial wurde: die Subjektform der "weißen", heteronormativen, bürgerlichen Männlichkeit. Daran anschließend kritisiere ich ihre formale Entsprechung in wissenschaftlichen Konventionen als bürokratisch-akademisches Schreiben und widme mich den Möglichkeiten einer dissidenten Wissensproduktion in der Wissenschaft, die nicht, ideologisch verklärt, von Einflüssen der Politik, Kultur und des Begehrens bereinigt werden muss. Der darin enthaltene methodische Aspekt, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, wird in der künstlerischen Arbeit weitergeführt.

These 3: Nur die aktive Bezugnahme auf feministische und queere Diskurse kann einen wissenschaftlichen Gegendiskurs zur „Krise des Mannes“ fördern, die selbst einer der ambivalenten Gewinne (Ehnis/Beckmann 2009) der „Männerforschung“ ist und sich aktuell mit anderen rechten Krisendiskursen verschränkt. Dazu braucht es
1) eine emphatische Leistung der Anerkennung feministischer Sprechakte
2) das Wissen um die Vielfältigkeit und Offenheit feministischer Diskurse
3) Analysen ihrer aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen.
Ich widme mich abschließend der Bedeutung feministischer Forschung und Praxis für eine kritische Forschung über Männlichkeiten anhand dieser drei Punkte.

Künstlerischer Teil:
In einer kurzen Inszenierung versuche ich mich an einer praktischen Kritik der hermetischen Konzeption von Pierre Bourdieus (2005) Geschlechtshabitus und fokussiere mich auf die performative Dimension wissenschaftlichen Schreibens. Am Anfang stand das Erlernen und die Wiederholung von Bewegungen, auf der Basis von Pole-Dance, die in der binären Geschlechterordnung weiblich codiert sind, um Identitäts- und Beziehungspraxen (Kaltenecker/Tillner 1995) zu stärken, die nicht von heteronormativer Männlichkeit determiniert sind.
Dank an Ruth Sonderegger und Hans Scheirl.