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Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Ruhm, Constanze
Food only exists on pictures, 2017
Abschlussjahr: 2017
3-Channel-Videoinstallation
HD-Video, Sound
Englisch mit dt. Untertiteln
Voice-over: Giselle Marie
Wie verschwinden Menschen in einem Zeitalter totaler Sichtbarkeit? Wie erzählt man von einer Realität, die sich an der Grenze des Erfassbaren und Visualisierbaren bewegt? Und welche Rolle können die klassischen Kategorien des Dokumentarischen – das Sehen, Zeigen und Repräsentieren – dabei spielen? Entlang dieser Fragen erzählt die Videoinstallation von drei Figuren, die wie Gespenster an den Rändern des Sichtbaren agieren, obwohl ihr Leben von Bildern bestimmt wird: Ein Softwareentwickler, der Bilder bewertet und kategorisiert, um Algorithmen das Sehen beizubringen. Eine Figur, die den physischen Rückzug aus der „realen“ hin in eine virtuelle Welt antritt, lose am japanischen Phänomen „Hikikomori“ orientiert, und eine Person, die in einem Niedriglohnland beauftragt wird, Bilder für Fotograf_innen aus dem Westen zu bearbeiten.

In der Auseinandersetzung mit Systemen der Bildproduktion, Transparenz und Überwachungspolitik fällt auf, dass es deren ästhetischer Vermittlung an wahrnehmbaren Instanzen mangelt. Wenn es also darum geht, die Komplexität technologischer und technopolitischer Vorgänge greifbar zu machen, sind ästhetische Leerstellen zu verorten. Auch ein filmischer Dokumentarismus kann hier nicht mehr das abbilden und zeigen, was vorhanden ist – eine Realität, die, je näher man ihr kommt, immer unschärfer wird.

Im Austausch mit den klassischen Kategorien des Dokumentarischen, dem Sehen, Zeigen und Repräsentieren des Sichtbaren und Authentischen, versucht „Food only exists on pictures“ weniger, diese Leerstellen zu füllen, als vielmehr eine „Sprache“ für diese Unschärfe und Abwesenheit zu finden – ohne dabei zu verschleiern, dass es sich bei den Figuren um Konstruktionen handelt. Jede der drei Geschichten basiert auf realen Vorlagen und Recherchen, die in der Imagination der Erzählerin in fiktionale Handlungen überführt werden. Im Aufeinandertreffen von Bild- und Videomaterial unterschiedlicher Quellen und einer poetischen, spekulativen Sprache im Voice-over, eröffnet sich ein vielschichtiger Blick auf eine Erzählung in Bewegung, die den flüchtigen Identitäten, Momenten und Bildern dieser Gegenwart nachspürt.

Die drei Projektionen bedienen sich unterschiedlicher Bildkonzepte: Während der erste Teil von generisch wirkendem Video-Stock-Footage rund um die Begriffe Office, Work, Technology bebildert wird, zeigt der zweite Teil die Reinszenierung von vorgefundenem Fotomaterial. In der dritten Projektion beschränkt sich die Bildebene auf Nahaufnahmen eines Monitors, wobei das Sichtbare zu Farbverläufen verschwimmt und nie genau erkannt werden kann, was tatsächlich abgebildet ist. Über Querverweise innerhalb der Erzählungen entsteht ein Bezugssystem, die drei gewählten Szenarien stehen dabei nur exemplarisch für vielfältige Momente und Formen des Verschwindens, während die Installation eine offene Sammlung andeutet, die weitergeführt werden könnte.
Dank an Constanze Ruhm, Michael Simku, Wolfgang F. Maier, Konrad Politanski, Sebastian Hoch, Barbara Kapusta und Axel Stockburger.