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Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Zobernig, Heimo
Das dumme Tor, 2017
Abschlussjahr: 2017
"The cyborg would not recognize the Garden of Eden: it is not made of mud and cannot dream of returning
to dust." (Donna Haraway, Cyborg Manifesto)

"I felt at ease with the ground and what was in the ground. I thought nature and man made things were one
and the same." (Lynda Benglis)

"Anthropos – the one who looks up and wants to get out of the mud." (Donna Haraway)

"Somehow everything, even if it was bronze, looked like it had been made out of mud." (Richard Flood über
Paul Thek)

"These days a lot of artists working with found objects make art I can’t relate to. It feels to me like they’ve taken stuff from a pile of junk and made another pile of junk." (B. Wurtz)
An regnerischen Tagen oder Nächten stehen Menschen hier stundenlang in einer matschigen Schlange, um eingelassen zu werden. Sonntagnachmittags im Hochsommer brachen wir dorthin auf, um diesen bisher unbekannten, von mythischen Erzählungen umrankten Ort zu erkunden. Bevor wir loszogen konsumierten wir noch einige Dosen Energy Drinks um uns auf die bevorstehende, mindestens zehnstündige Verausgabung vorzubereiten. Zu unserer Überraschung befanden sich keine weiteren Personen auf dem nun staubigen Pfad zum Eingang, wir waren allein. Längst ins Blickfeld der Türsteher geraten, versuchten wir so wenig Staub aufzuwirbeln wie möglich. Um endlich das Tor zu erreichen, mussten wir zuvor noch eine durch Metallabsperrungen gelenkte Strecke in Schlangenlinien zurücklegen. Auf die Nachfrage, ob wir zum ersten Mal hier wären antworteten wir wahrheitsgemäß. Das Urteil war sofort gefällt und ein weiterer Blick auf unsere Sommerkleidung gab uns den Rest. Wir wurden abgewiesen. Ungläubigkeit, Demütigung und Frust ließen uns, in einiger Entfernung zum Tor, trotzig Wurzeln schlagen. Unser Inneres, schon maßlos bewegt durch die vielen Energy Drinks, sollte nun also keine Entsprechung im erhofften Technoaußen finden. Fahrig lungerten wir herum. Frauen traten aus dem brutalen Gebäude, geblendet, spärlich bekleidet. Hightechartige Turnschuhe ließen ihre Bewegungen mechanisch und federleicht erscheinen. Sie trugen Sportunterwäsche in schwarz.

„Der Markt für Damenunterwäsche schrumpft seit der Finanzkrise 2007/08. Wurden damals laut der Marktforschungsfirma Euromonitor noch Büstenhalter und Unterhosen für 16 Mrd. $ verkauft, waren es 2015 noch 14 Mrd. $. […] In Europa kauft eine Frau pro Jahr im Durchschnitt nur noch 1,5 Büstenhalter und 3 Slips. Dabei handelt es sich zunehmend um Ersatzkäufe, Spontankäufe werden seltener. […] Für die rückläufige Nachfrage im Unterwäschebereich gibt es Gründe, die über den allgemeinen Strukturwandel hinausgehen. Läuft die Wirtschaft nicht, spart man tendenziell zuerst dort, wo es weniger auffällt, also etwa bei der Unterwäsche. Die Branche gilt deswegen gar als ein vorauslaufender Konjunkturindikator. […]“ (Unterwäsche soll wieder anziehender werden, Christoph G. Schmutz, NZZ, 16.08.2016)

„Naturfasern verrotten sehr schnell und vollständig – aus ihnen wird guter Humus. Andere Stoffe mit einem hohen synthetischen Anteil machen mehr Probleme. Ein Polyester-Shirt ist zum Beispiel auch nach 100 Tagen noch völlig unversehrt. Und manche Textilien sind Chemie-Bomben: Krebserregendes Formaldehyd, Fluorverbindungen, Pestizide und Weichmacher sind hochgiftig. Viele Kleidungsstücke gelten deshalb als Sondermüll. Für das Humus-Recycling sind sie nicht zu gebrauchen.“
(Klamotten werden zu Blumenerde, Forscher verwandeln Altkleider in Humus, http://www.3sat.de/page/?
source=/nano/umwelt/178277/index.html)
Dank an Nadim Vardag, Katharina Hölzl, Simone Bader, Roland Kollnitz, Heimo Zobernig, Cosima Rainer, Stefanie Seibold, Marusa Sagadin, Julian Göthe.