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Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Margreiter, Dorit
Krakatau 1883. Eine Geschichte der Übertragung, 2017
Abschlussjahr: 2017
4 Zeichnungen, Graphit auf Papier, ca. 20 x 29,5 cm, Rahmenmaß 58 x 53,5 cm
Sound: Oliver Brunbauer, 8 min Loop
Text: Frederik Schäfer
"Krakatau 1883" ist eine Auseinandersetzung mit dem Vulkan Krakatau, dessen Ausbruch 1883 zu den gewaltigsten der bekannten geologischen Geschichte zählt. Die explosive Kraft der Detonationen (VEI 6) und der gigantische Ausstoß von Gestein, Asche und Gasen machen ihn zu einem der verheerendsten Vulkanausbrüche mit direkten Auswirkungen auf die gesamte menschliche Zivilisation.

Die Eruption des Krakatau gilt aber auch als ein mediales Ereignis. Dank moderner Messtechniken und der Neuerungen im Nachrichtenwesen wurde das Unglück in Niederländisch-Ostindien zu einer "globalen Katastrophe". Informationen konnten mit Hilfe eines weltweiten Telegrafennetzwerks und der kurz zuvor verlegten Tiefseekabel schnell verbreitet und die Ursache und ihre Auswirkungen unmittelbar miteinander verknüpft werden. Die ausgelöste Druckwelle, die siebenmal den Planeten umkreiste, war auf Barometern weltweit ablesbar. In die Stratosphäre aufgestiegene, vulkanische Aerosole führten zu einer globalen Abkühlung und zu spektakulären Lichtphänomenen auf der ganzen Erde. Der Report der Royal Society (1888) beschrieb umfassend die Ursachen, das Ausmaß und die globalen Effekte des Ausbruchs. Die Katastrophe brachte eine Fülle an wissenschaftlichen Daten hervor und die Welt war direkter Zeuge dieser Vorgänge.

Der Fokus der Arbeit liegt auf dem Krakatau als eine "Geschichte medialer Übertragungsformen". Die Installation besteht aus vier gerahmten Zeichnungen, Text und Sound. In den Bildern (Bleistift und Graphitpapier) sind Landschaftsstrukturen, Himmelsstimmungen, Rauchwolken, Eruptionen und Explosionen erkennbar, gleichzeitig lösen sich die Motive ins Unkonkrete auf.

Im Zuge der Erforschung stellarer Nebel fertigten Astronomen im 19. Jahrhundert Skizzen der Himmelsobjekte an, um die Komplexität unscharfer "Körper ohne bestimmte Oberfläche" analysieren zu können. Ihre Studien galten ihnen als "eindeutigste und sicherste Aufzeichnung eines Nebelzustands" und gleichzeitig als spekulatives und "hypothetisches" Werkzeug. Die Abbildungen wurden als exakt und zutreffend gelesen, waren aber aufgrund ihrer innewohnenden "Unschärfe" nie abgeschlossen und in dieser Hinsicht unvollständig. Dieser Gedanke diente als Anregung für den formalen Ansatz der Zeichnungen meiner Arbeit. Die Bilder sind eine Übertragung in Grau und Nicht-Grau, in Strich und Leerstelle. Durch die verwendete Schraffur bleiben die Darstellungen unscharf und trotz einer gewissen Räumlichkeit, flach und distanziert. Die Abmessungen entsprechen einem standardisierten und "industriellen" Format von ca. A4. Es gibt keine klare Chronologie. Die Bilder sind Momentaufnahmen eines Prozesses und die ausschließliche Basis für die weitere Übertragung in Text und in Sound. Der Text von Frederik Schäfer ist eine inhaltliche und formale Analyse der Zeichnungen, Oliver Brunbauer reagiert in Form von unterschiedlichen Soundfragmenten auf die Bilderserie.
Dank an Dorit Margreiter, Sasha Pirker, Hannes Böck, Barbara Schwertführer, Antoinette Zwirchmayr und Adnan Balcinovic.