Direkt zum Inhalt springen
01 von 01
|
|

Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Zobernig, Heimo
Body City, 2018
Abschlussjahr: 2018
„Body City“ ist eine Anti-Dokumentation der Stadt. Es ist eine umkodierte Realität, eine rekonstruierte Fiktion oder eine Normalität. Grundlegend wichtig waren Überlegungen zum Verhältnis von Körper und Stadt, zur Handlung des physischen Körpers im öffentlichen Raum und seiner ambivalenten Abgrenzung von Innen- und Außenwelt.

Die wechselseitige Beziehung zwischen Körper und Stadt ist eine Art Parallelismus. Beide werden als kongruente Gegenstücke betrachtet, die sich beeinflussen. Implikation einer solchen Beziehung ist nicht nur die Dominanz des Körpers über die Stadt, wenn diese als menschliches Artefakt verstanden wird, sondern der daraus resultierende Gegensatz und die hierarchische Struktur zwischen Natur und Kultur.

Die ausliegende Textarbeit ist eine Liste/ein Index aus gesammelten Begriffen, den sogenannten Fetzen. 
Begriffe sind wie Fahrradgriffe. Sie führt die Liste der „Found Feelings“(2017) fort, eine Arbeit, die sich mit der Sprache und Kategorisierung von Empfindungen befasst und eine Erweiterung des Vokabulars von Gefühlen alphabetisch versammelt.

Das Fahrrad ist ein Objekt im Menschenformat, eine Zeitmaschine, ein „Body Tool“, eine Haltung. Seine Benutzung formt die Wahrnehmung von Zeit und Raum. Aber sie formt auch den Körper in seiner Position auf dem Fahrrad (steif, gerade, liegend, krumm) sowie durch die Tätigung der Muskelkraft. Der Mensch ist ein Stadtforscher/eine Stadtforscherin, ist verbunden mit dem Gerät. Eine Erweiterung des Körpers und der Sinne.

Fahrräder werden vom Menschen wie „Puppets“ des Alltags durch die Welt gelenkt. Sie sind die Nebenrolle, der Supporting Act und die Unterstützung der Hauptrolle, die oft linear durch den Film gehen muss. Die sogenannten „Fahrradleichen“ implizieren die Verkörperung des Fahrrads in der Sprache. Der Funktion entnommen, werden sie zu statischen Objekten der Straße. Ein zyklischer Zustand. Unklar wird die Frage nach dem Besitz. Noch privat oder schon Abfall der Stadt? Festgekettet sind sie an den festinstallierten Fahrradständern, den Stützen des Außenraums. Wie zum Beispiel dem Wiener Bügel, der aber eigentlich ein Anlehnbügel ist.

Fahrradsituationen. Einige stehen von selbst, die anderen liegen schon. Wiederum andere stehen lieber zu zweit. Etwas fährt. Einer braucht Halt.

Material ist wie Gepäck. Wer viel hat, trägt viel mit sich herum. Das Problem der Kunst ist das Problem der Materialien. Kunst hat viel zu sagen über die Welt und die Welt gibt uns viel zu reden. Materialien sind auf der anderen Seite eine schnell abbauende Ressource. Die globale Problematik betrifft auch die Kunst. Vielleicht kann man hier auch von „Anti-Material“ reden. Den ökologischen und ökonomischen Situationen unserer Zeit wird ein Materialismus der Grundbedürfnisse und des Alltags entgegengestellt. Nichts wird hergestellt oder hinzugefügt, sondern mit Material gearbeitet, das demokratisch ist, das das Auge kennt.
Dank an Heimo Zobernig, Roland Kollnitz, Simone Bader, Anne Speier, Lone Haugaard Madsen, Katahrina Hölzl, Raphael Reichl, Anna Holtz, Luna Ghisetti, Jakob Krinzinger, Familie Prusa/Giraldi, Firma Kromus, MA48.
luciaelenaprusa.com/