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Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Bohatsch, Erwin
I see,
2018
Abschlussjahr: 2018
Mosaik
Ein kleiner Teil des Ganzen kann das große, immense Etwas, zu dem es gehört, kaum verstehen. Auch wenn sich die Frage stellt, ob es überhaupt möglich ist, das Ganze zu begreifen, können wir zumindest versuchen, einen Ausschnitt davon zu erfassen, das Ganze durch seine Fragmente zu erreichen. Schritt für Schritt, Einzelstücke auf dem Weg zu einem Gesamtbild dieser Welt.
Meine Textarbeiten bestehen aus Wörtern und Phrasen; sie sind Fragmente, Bruchstücke ihrer Kontexte. Vielleicht sind sie Überreste von Gedanken; ein Fragment, das von einer*m Freund*in in einem Gespräch gesprochen wird; etwas, das mich während des Lesens aufgehalten hat; oder ein Ausschnitt, der aus den Medien gerissen ist.
Das sind jene Momente, in denen ein Text sich plötzlich weigert, seine Bedeutung weiterzutragen und zu einem Geheimnis wird. Ich ziehe diese Worte aus ihrem Kontext – aus dem großen Bild, in dem sie eingebettet waren –, um sie in einem anderen Licht zu untersuchen. Dieser Zustand ist sowohl visuell als auch abstrakt: Visuell, weil ich ihnen Form, Farbe und Materialität gebe; abstrakt, weil ein Text seine ursprüngliche Bedeutung verliert und zur Abstraktion wird.
Um diese Trümmer der Realität zu untersuchen, habe ich entschieden sie in Form des Mosaiks darzustellen, denn Mosaik-Glassteine sind ursprünglich selbst Fragmente und Bruchstücke. Stein für Stein werden sie gesammelt, um sie zu einem neuen Ganzes zusammenzufügen.
Die Geschichte und Tradition des Mosaiks ist Jahrtausende alt und Mosaike wurden verwendet, um unterschiedlichste ideologische Aussagen ihrer Zeitepochen zu vermitteln. Domenico Ghirlandaio, der einflussreiche Künstler der florentinischen Renaissance, beschrieb sie treffend als „pittura per l'eternità“ – Malerei für die Ewigkeit. Die reiche Geschichte des Mosaiks ist besonders in Wien beeindruckend sichtbar, und daher konnte meine Forschung auf den zahlreichen, öffentlich zugänglichen Mosaikbildern und -skulpturen auf Hausfassaden, in Innenhöfen und Parkanlagen basieren. In meiner Arbeit zeigen Mosaike etwas Unerklärliches, Unbestimmtes, das ursprünglich nicht auf Unsterblichkeit gerichtet ist.
Tag für Tag, Woche für Woche, Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort: Heute, während alles ohne Grenzen und Bremsen durch Raum und Zeit in einer geometrischen Progression rast, kann ich mich – in diesem langsamen, zeitlosen Arbeitsprozess – mit den Splittern in beiden Richtungen (Entfernung und Konstruktion) befassen, und werde dadurch vielleicht selbst das Ganze näher erfassen können.
Meine Textarbeiten bestehen aus Wörtern und Phrasen; sie sind Fragmente, Bruchstücke ihrer Kontexte. Vielleicht sind sie Überreste von Gedanken; ein Fragment, das von einer*m Freund*in in einem Gespräch gesprochen wird; etwas, das mich während des Lesens aufgehalten hat; oder ein Ausschnitt, der aus den Medien gerissen ist.
Das sind jene Momente, in denen ein Text sich plötzlich weigert, seine Bedeutung weiterzutragen und zu einem Geheimnis wird. Ich ziehe diese Worte aus ihrem Kontext – aus dem großen Bild, in dem sie eingebettet waren –, um sie in einem anderen Licht zu untersuchen. Dieser Zustand ist sowohl visuell als auch abstrakt: Visuell, weil ich ihnen Form, Farbe und Materialität gebe; abstrakt, weil ein Text seine ursprüngliche Bedeutung verliert und zur Abstraktion wird.
Um diese Trümmer der Realität zu untersuchen, habe ich entschieden sie in Form des Mosaiks darzustellen, denn Mosaik-Glassteine sind ursprünglich selbst Fragmente und Bruchstücke. Stein für Stein werden sie gesammelt, um sie zu einem neuen Ganzes zusammenzufügen.
Die Geschichte und Tradition des Mosaiks ist Jahrtausende alt und Mosaike wurden verwendet, um unterschiedlichste ideologische Aussagen ihrer Zeitepochen zu vermitteln. Domenico Ghirlandaio, der einflussreiche Künstler der florentinischen Renaissance, beschrieb sie treffend als „pittura per l'eternità“ – Malerei für die Ewigkeit. Die reiche Geschichte des Mosaiks ist besonders in Wien beeindruckend sichtbar, und daher konnte meine Forschung auf den zahlreichen, öffentlich zugänglichen Mosaikbildern und -skulpturen auf Hausfassaden, in Innenhöfen und Parkanlagen basieren. In meiner Arbeit zeigen Mosaike etwas Unerklärliches, Unbestimmtes, das ursprünglich nicht auf Unsterblichkeit gerichtet ist.
Tag für Tag, Woche für Woche, Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort: Heute, während alles ohne Grenzen und Bremsen durch Raum und Zeit in einer geometrischen Progression rast, kann ich mich – in diesem langsamen, zeitlosen Arbeitsprozess – mit den Splittern in beiden Richtungen (Entfernung und Konstruktion) befassen, und werde dadurch vielleicht selbst das Ganze näher erfassen können.
Dank an Erwin Bohatsch, Veronika Dirnhofer, Anthia Loizou, Mario Strk, Johanna Braun und alle meine Kolleg_innen und Freund_innen.
www.annakhodorkovskaya.com
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