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Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Guttmann, Yair Martin
ohne Titel (Florenz 2017), 2018
Abschlussjahr: 2018
5 Inkjet Prints gerahmt, 3 x je 67 x 60 cm, 2 x je 80 x 100 cm
Metallsteher

Der Diplomarbeit geht eine längere Beschäftigung mit Institutionen und deren Zeitlichkeit voraus, im Zuge derer ich u.a. einen geschlossenen Ausstellungsraum und antike Statuen in einem westlichen Museum fotografiert und auch eine Leihgabe von einem Museum als Arbeit ausgestellt habe. Dabei ist mir methodisch ein institutioneller und kein rein referenzieller Zugang wichtig gewesen.

Der Ausgangspunkt der Florenz-Arbeit waren die Fresken Fra Angelicos in San Marco, die ich aus der Kunstgeschichte als frühes Beispiel perspektivischer Darstellung kannte, und bei denen verschiedene Wahrnehmungs- und Gebrauchsformen bildender Kunst zusammentreffen. Einerseits ein Nebeneinander religiöser Motive zur Andacht und perspektivischer Raumdarstellungen, andererseits die Wandlung des Klosters San Marco, als Institution geistlicher Einkehr, zu einem Museum, einer Institution ästhetischer Betrachtung.

Wenn man, wie Walter Benjamin meint, die Kunstgeschichte als Auseinandersetzung der zwei Polaritäten Kultwert und Austellungswert im Kunstwerk selbst darstellen kann und daran anknüpfend die Wahrnehmung von Kunst über diese zwei Polaritäten in ihren Institutionen, an den Austellungsorten und in der Kunstgeschichte selbst darstellt, dann gerät eben auch die Reproduktion in der Kunstgeschichte in den Fokus. Die Bilder haben ihren ursprünglichen Ort so in zweifacher Weise verlassen; die Mauern, auf die sie gemalt sind, gehören nicht mehr zu einem Kloster, die Zellen sind leer und das Gebäude ein Museum. Zweitens ist ihr Material nicht mehr das der Wand; sie sind Teil einer Kunstgeschichte, in der sie massenhaft in Form von Buchdruck, Diaprojektion und lizenzfreiem digitalem Bild existieren. Die Wahrnehmung hat sich grundlegend verschoben, vom kultischen Gebrauch hin zur ästhetischen Betrachtung.

Um diese Überlegungen anhand der Originale zu prüfen, bin ich, nachdem ich vorab die Genehmigung zu fotografieren eingeholt hatte, nach Florenz gefahren und habe mir ein Bild von dem Ort gemacht, an dem die Fresken seit fast 600 Jahren zu sehen sind.

Die 5 entstandenen Fotos bilden die räumlichen Situationen ab, in denen die Fresken stehen. Zu sehen sind die Insignien weltlicher Macht aus der Zeit ihrer Entstehung, wie das über allem thronende Medici Wappen auf gleicher Ebene mit der Museumsleuchte, die auf die damaligen Machtverhältnisse hinweisen. Der Kultwert war nie rein, denn für die Andacht hätte es keine schönen Bilder gebraucht, im repräsentativen Moment der Fresken steckt schon ihr Ausstellungswert.

In der Präsentation werden die entstandenen Fotos von je einem Metallsteher getragen und nicht an eine Wand gehängt, um die Veränderbarkeit der Art und Weise, wie sie einem_r Betrachter_in begegnen, zu unterstreichen. Ästhetisch verdeutlichen die Steher, dass sie nur temporär an diesem Ort stehen. Ich verstehe daher die ganze Installation als eine Arbeit, die auf einen gegenwärtigen Modus der Kunstbetrachtung hinweist.
Dank an Martin Bilinovac, Maurizio Cirillo, Martin Guttmann, Michael Höpfner, Bartholomäus Kinner, Sonia Leimer, Antonia Prochaska und Saskia Te Nicklin.

www.anellimonti.at