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Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Schwarzwald, Christian
Tromperies, 2021–1994
Abschlussjahr: 2021
63 Porzellanarbeiten aus der Serie Tromperies
Gemischte Techniken auf Porzellan
je ca 35 x 28 cm
In der Serie "Tromperies" versuche ich eine Illusion zu schaffen indem ich ein Blatt Porzellan so dünn wie ein Blatt Papier produziere, auf das ich eine Zeichnung auftrage.

Das gesamte Ensemble besteht aus 63 Porzellanplatten, die jeweils ca. 35 x 28 cm groß und 1 bis 3 mm dünn sind. Das Zeichnen auf Papier war für meine künstlerische Arbeit schon immer von großer Bedeutung. Mit meinen "Täuschungen" wollte ich diese Praxis erweitern. Die Wahl der Materie Porzellan war von selbstverständlicher Natürlichkeit. Es lässt sich so fein verarbeiten, dass es transluzid wird und bietet eine große Arbeitsflexibilität.
"Tromperies" setzt sich sowohl aus einem technischen und komplexen Teil des keramischen Handwerks, als auch aus einer grafischen Komposition zusammen. Ziel ist es, die Arbeit mit dem Rohstoff Porzellan bis zum Endprodukt zu beherrschen, indem alle Schritte von der Erstellung einer Gipsform bis zur letzten Ladung des Brennofens von mir selbst ausgeführt werden.

Ich behandle die Porzellanblätter wie Papierblätter und lege großen Wert auf das Experimentieren. Zeit und Ort waren schon immer wichtig in meiner Zeichenpraxis. Draußen beobachte ich, suche Orte, Situationen, Elemente, die mich anziehen und halte Volumen und Formen in wenigen Strichen fest; direkt auf meinem Bildträger, manchmal mit vor Ort gefundenen Elementen. Im Innenraum hingegen will ich die totale Kontrolle über die Grafik haben. Der Akzent wird einerseits auf den Akkumulierungsprozess gelegt, andererseits auf eine bestimmte Intention wie zum Beispiel möglichst gerade Linien zu ziehen. Durch die verschiedenen Brände werden Materialien und Farben, die auf die Platte aufgetragen werden, in ihr versteinert. Sie sind untrennbar, sie werden eins mit dem Porzellan.

Man sagt, dass Porzellan mit einem Gedächtnis dotiert ist, was bedeutet, dass jede Geste und jeder Handgriff in der Materie festgehalten werden. Porzellan ist in der Lage, sich außergewöhnlich stark zu verformen und das wird erst am Ende sichtbar. Dieses Überraschungselement ist in meiner Arbeit sehr wichtig.

Jede Platte ist in ihrer Individualität genauso von Bedeutung wie in der Vielfalt des Gesamtwerks. Diese Serie von 63 Platten bildet aus der Ferne betrachtet ein harmonisches Ensemble, lädt aber zum genauen Hinsehen ein. Wenn man sich nähert, werden einem Details und Nuancen bewusst, man kann Volumen fühlen und von der Komplexität der Materialien überrascht werden.

Für mich ist Porzellan geheimnisvoll: dicht und hart aber auch fragil und zerbrechlich. Was mich am meisten fasziniert ist, mich davon überraschen zu lassen. Manchmal verformt es sich, reißt oder bricht in tausend Stücke, Linien verschwinden, Farben verändern sich, und schließlich verwandelt sich das Material und härtet aus. Aus jeder unerwarteten Erfahrung lerne ich dazu. Ich bin sowohl auf der Suche nach den Grenzen des Zeichens, als auch nach denen des Porzellans und des eigenen Körpers.
Dank an Univ.-Prof. Mag. Christian Schwarzwald, ao. Univ.-Prof. Doz. Mag. Veronika Dirnhofer, Mag. Philip Patkowitsch, ao.Univ.-Prof. Mag. Michael Herbst, Mag. Lilith Matthews, Céline Monsaillet, Ralph Darabos, Luka Zeichmann, Rettet das Kind Oberpullendorf, Mia Kostyan, Mag. Hanna Schibel, Mag. Reihaneh Hosseini, Mag. Dominique Gratz