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Bühnengestaltung
Bühnengestaltung/Scenography
Betreuung: Von Mechow, Nina
Ich bin das eine und das andere bin ich auch, 2022
Abschlussjahr: 2022
von Ella Steinbach, Xandi Vogler, Lukas Kötz
74qm Nesselstoff, 176m Seil, 6 Umlenkrollen 60min
In seinen Überlegungen zum Anthropozän hält Peter Sloterdijk eine „umfassende Kohabitation aller Erdbewohner*innen“ für geboten. Doch wächst die Differenz zu dieser Idealkonstellation stetig. Mit der Performance „Ich bin das eine und das andere bin ich auch“ stellten wir, Lukas Kötz, Ella Steinbach und Xandi Vogler, uns die Frage: wie müssten Narrationen und Kontexte aussehen, um der Vertiefung des Grabens zwischen Mensch/Tier/Natur entgegenzuwirken? Oder anders gefragt: mit welchen Mitteln kann ‚unser' Verständnis von Natur und Kultur, Subjekt und Objekt, Schauen und Angeschaut-Werden vor diesem Hintergrund befragt werden? Der Ursprung unserer szenografischen Anordnung schöpft aus der Auseinandersetzung mit der klassischen Theaterkulisse und der damit verbundenen Bühnenmalerei. Aus diesen Überlegungen entstand der Entschluss, zwei großformatige Bühnenprospekte anzufertigen und diese auf der Galerie im 3.OG des Atelierhauses zu installieren.

Die Prospekte zeigen eine Landschaft im Transformationsprozess, unklar, ob sich diese im Verfall oder Wachstum befindet, krank ist oder sich regeneriert, ob das Gegenlicht Dämmerung oder Morgengrauen darstellt oder einen vorbeiziehenden Waldbrand vermuten lässt. Die Prospekte nehmen eine Stellvertreter*innen-Rolle für unseren Versuch ein, sich dem Thema Naturdarstellung auf der Bühne anzunähern und durch diese Beschäftigung auf eine Position hinzuweisen, die möglicherweise auf keine natürliche Weise selbst auftreten kann. Anhand von projiziertem Videomaterial von Natur, Tier, Mensch und Maschine wurden Gesten und Bewegungsabläufe in einem Probenprozess extrahiert. Es entstand ein Katalog an Bewegungsmaterial, welcher als Ausgangspunkt für die einstündige Performance diente. Wir fragen uns wie eine Relation zu anderen Arten und Spezies greifbar gemacht und eine Distanz verringert werden kann. In diesen Figurationen zwischen den Arten steckt möglicherweise die Chance, den menschlichen Zustand für eine Weile zu verlassen und sich mehrdeutigen Existenzformen anzunähern. Dieser Approach, nicht nur menschlich zu sein, dieses sowohl als auch, an der Schnittmenge von Mensch/Natur/Technik, verwischt eine konkrete Zuschreibung durch eine Mehrdeutigkeit und Ambivalenz. Das Werden als ein Prozess, der auf nichts Bestimmtes hinausläuft, findet in sich selbst seine Form und nimmt somit einen Zustand ein, der nicht mehr klar dem einen oder dem anderen zuzuordnen ist.
Unser Dank geht an unsere Performer*innen: Arthur Buckenleib, Lina Eberle, Selma Lindgren, Philipp Lossau, Stefan Pfattner, Anne Schartmann und Cosima Baum
www.ellasteinbach.com