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geb. 1976
Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Bonvicini, Monica
Institut für bildende Kunst
Bildende Kunst; Studienzweig Bildende Kunst
Betreuung: Bonvicini, Monica
History Repeating,
2010
Abschlussjahr: 2010
Ytong Steine, Videoaktion, Bücher
Installation
800 x 220 cm
Installation
800 x 220 cm
„Das Gedächtnis kennt nicht den behäbigen und unbestechlichen Maßstab chronologischer Zeitrechnung: Es kann das Allernächste in unbestimmte Ferne und das Ferne in bedrängende Nähe rücken.“ (1)
In Jugoslawien lebten wir mehrere Jahrzehnte lang in einem System, das sein ideologisches Fundament auf Leitsätzen wie „Brüderlichkeit und Einigkeit“ gründete. Ich erlebte diese Periode mit kindlichem Stolz und Zuversicht im festen Glauben daran, dass alle Jugoslawen gleich seien und die jugoslawische Volksarmee dafür da wäre die eigene Nation zu schützen. Der Hass und die Zerstörung, die folgten, definieren heute das Gedächtnis an diese längst vergangene Zeit neu.
Ich bin zu Beginn meiner Arbeit der Frage nachgegangen, wieso baut sich jemand einen privaten Bunker? Der Bunker, der eine wesentliche Position in der Arbeit einnimmt, wurde 1991 im Rahmen der Spannungen im ehemaligen Jugoslawien auf dem Gebiet von Bosnien und Herzegowina (in Visegrad) kurz vor Kriegsausbruch von meinem Vater im Anschluss an unser Familienhauses errichtet. Es handelt sich dabei um einen drei Meter langen, ein Meter breiten und zwei Meter zwanzig hohen (Innenmaße) Hohlraum innerhalb ca. dreissig Zentimeter starker Betonwände.
2009 reiste ich nach Visegrad (BIH), um eine Reihe von Aktionen im öffentlichen Raum umzusetzen, die zu verschiedenen Videoarbeiten führten. Eine dieser Aktionen fand direkt neben unserem Familienhaus, vor und im Bunker statt: Mit einem 10 kg schweren Hammer durchbreche ich von außen den Notausgang des Bunkers. In diesem Prozess entsteht als Ergebnis nicht nur ein Eingang, eine Mauer des Schweigens wird in einem aggressiven Akt durchbrochen und es entsteht eine direkte Konfrontation mit der eigenen und historischen Vergangenheit.
Bei den Büchern handelt es sich um Bestandteile einer Privatbibliothek, die während der Plünderung und Hausbesetzung auf dem Dachboden des Hauses verstreut wurden. Die Bücher waren 16 Jahre lang den Witterungsverhältnissen eines offenen Raumes ausgesetzt. Sie sind heute Zeugen einer utopischen Ideologie und die Träger eines kulturellen Gedächtnisses, welches für die Nachwelt jedoch erst wieder neu übersetzt werden muss.
In Anlehnung an die immer wieder kehrende Wiederholung von Verbrechen und Instrumentalisierung über nehme ich den architektonischen Plan des Bunkers, verwende dieselben Maße oder wieder metaphorisch ausgedrückt, dasselbe Rezept. Ein Ort der andern Art, der im Wesentlichen als Spiegel der Gesellschaft und als eine Illusionsheterotopie zu sehen ist, dient als Vorbild. Mit dem Unterschied, dass zwei wesentliche Elemente dazugefügt werden. Das „Element der Öffnung“ und das „Element der Erinnerung“.
(1) Assmann, Aleida.: Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 2006, S. 337.
In Jugoslawien lebten wir mehrere Jahrzehnte lang in einem System, das sein ideologisches Fundament auf Leitsätzen wie „Brüderlichkeit und Einigkeit“ gründete. Ich erlebte diese Periode mit kindlichem Stolz und Zuversicht im festen Glauben daran, dass alle Jugoslawen gleich seien und die jugoslawische Volksarmee dafür da wäre die eigene Nation zu schützen. Der Hass und die Zerstörung, die folgten, definieren heute das Gedächtnis an diese längst vergangene Zeit neu.
Ich bin zu Beginn meiner Arbeit der Frage nachgegangen, wieso baut sich jemand einen privaten Bunker? Der Bunker, der eine wesentliche Position in der Arbeit einnimmt, wurde 1991 im Rahmen der Spannungen im ehemaligen Jugoslawien auf dem Gebiet von Bosnien und Herzegowina (in Visegrad) kurz vor Kriegsausbruch von meinem Vater im Anschluss an unser Familienhauses errichtet. Es handelt sich dabei um einen drei Meter langen, ein Meter breiten und zwei Meter zwanzig hohen (Innenmaße) Hohlraum innerhalb ca. dreissig Zentimeter starker Betonwände.
2009 reiste ich nach Visegrad (BIH), um eine Reihe von Aktionen im öffentlichen Raum umzusetzen, die zu verschiedenen Videoarbeiten führten. Eine dieser Aktionen fand direkt neben unserem Familienhaus, vor und im Bunker statt: Mit einem 10 kg schweren Hammer durchbreche ich von außen den Notausgang des Bunkers. In diesem Prozess entsteht als Ergebnis nicht nur ein Eingang, eine Mauer des Schweigens wird in einem aggressiven Akt durchbrochen und es entsteht eine direkte Konfrontation mit der eigenen und historischen Vergangenheit.
Bei den Büchern handelt es sich um Bestandteile einer Privatbibliothek, die während der Plünderung und Hausbesetzung auf dem Dachboden des Hauses verstreut wurden. Die Bücher waren 16 Jahre lang den Witterungsverhältnissen eines offenen Raumes ausgesetzt. Sie sind heute Zeugen einer utopischen Ideologie und die Träger eines kulturellen Gedächtnisses, welches für die Nachwelt jedoch erst wieder neu übersetzt werden muss.
In Anlehnung an die immer wieder kehrende Wiederholung von Verbrechen und Instrumentalisierung über nehme ich den architektonischen Plan des Bunkers, verwende dieselben Maße oder wieder metaphorisch ausgedrückt, dasselbe Rezept. Ein Ort der andern Art, der im Wesentlichen als Spiegel der Gesellschaft und als eine Illusionsheterotopie zu sehen ist, dient als Vorbild. Mit dem Unterschied, dass zwei wesentliche Elemente dazugefügt werden. Das „Element der Öffnung“ und das „Element der Erinnerung“.
(1) Assmann, Aleida.: Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 2006, S. 337.
Dank an Isa Rosenberger für die wertvollen Empfehlungen; Elvedin Klacar für technische und moralische Unterstützung; Elma Bahtovic für konstruktive Kritik und textuelle Unterstützung. Ebenfalls Dank an die Betreuer_innen der Akademie der bildenden Künste Wien, Monica Bonvicini, Stefanie Seibold und Diana Baldon.
www.it-art.at
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